Die Stadt Kempen liegt am Niederrhein im Westen Nordrhein-Westfalens und ist eine Mittlere kreisangehörige Stadt des Kreises Viersen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Kempen ist im Landesentwicklungsplan NRW als Mittelzentrum ausgewiesen.
Geographie
Naturraum
Kempen liegt auf einer flachen Mittelterrasse, der so genannten Kempener Platte, mitten in der Niederrheinebene. Die Terrasse ist mit einer dicken Lössschicht bedeckt, die die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens begünstigt. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet ist mit 68 m ü. NN der Wartsberg auf dem Niederrheinischen Höhenzug, eine eiszeitliche Moräne nahe dem hügeligen Stadtteil Tönisberg; tiefster Punkt im Stadtgebiet ist mit 30 m ü. NN das Gebiet des Baches Schwarze Rahm in der Niederung der Niers.
Stadtgliederung
Zu der Stadt Kempen gehören die Stadtteile
- Kempen (21.987 Einwohner; Stand: 30. Juni 2017);
- Schmalbroich (1787 Einw.), dieser Stadtteil fasst die verschiedenen Bauerschaften rund um Kempen zusammen;
- St. Hubert (7944 Einwohner; Stand: 30. Juni 2017), etwa 2 km nordöstlich von Kempen entfernt.
- Tönisberg (3207 Einw.), leicht erhöht im äußersten Nordosten des Stadtgebiets gelegen.
Nachbarstädte
Kempen grenzt im Norden an die Gemeinden Wachtendonk, Kerken und Rheurdt im Kreis Kleve sowie an die Stadt Neukirchen-Vluyn im Kreis Wesel. Im Osten liegt die kreisfreie Stadt Krefeld. Im Süden und Westen der Stadt liegen die ebenfalls zum Kreis Viersen gehörende Stadt Tönisvorst und die Gemeinde Grefrath.
Geschichte
Das Gebiet der Stadt Kempen wurde bereits um 890 in den Heberegistern der Benediktinerabtei Werden als „Campunni“ erwähnt. Ab der Jahrtausendwende entstand rund um einen Herrenhof des Kölner Erzbischofs eine bäuerliche Siedlung. Die älteste erhaltene Urkunde trägt die Jahreszahl 1186. Im 13. Jahrhundert wurde Kempen zur Stadt.[3] Im Jahr 1372 wurde Kempen das wirtschaftlich bedeutende Marktrecht verliehen. Von 1396 bis 1400 wurde die kurkölnische Burg errichtet. Die Stadt erlebte im Spätmittelalter eine wirtschaftliche Blütezeit, etwa 2000 Einwohner lebten in der Stadt. In dieser Zeit lebte auch der berühmteste Sohn der Stadt, der Mystiker Thomas von Kempen (ca. 1380–1471). In der Reformationszeit gab es in Kempen auch eine Täufergemeinde[4].
Mit dem 16. Jahrhundert begann der allmähliche Niedergang Kempens. 1579 erreichte die Pest die Stadt; fast die Hälfte der Einwohner starb. Im Dreißigjährigen Krieg, nach der Schlacht auf der Kempener Heide, wurde Kempen 1642 durch hessische Truppen belagert, eingenommen und besetzt. 1794 wurde das Linke Rheinufer, damit auch Kempen, durch Französische Revolutionstruppen annektiert, Kempen wurde 1798 Hauptort (chef-lieu) des ‚Canton Kempen‘ im Département de la Roer.[5]
Auf dem Wiener Kongress wurden wesentliche Teile des Rheinlands dem Königreich Preußen zugesprochen. Unter der preußischen Verwaltung war Kempen von 1816 bis 1929 Kreissitz des Kreises Kempen und gelangte wieder zu wirtschaftlicher Bedeutung, unter anderem durch die Anbindung an die Bahnlinie Krefeld-Kleve. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt von belgischen Truppen besetzt. 1929 wurde der Kreis Kempen in den Kreis Kempen-Krefeld umstrukturiert, Kempen blieb Kreissitz. 1933 begann auch in Kempen die NS-Zeit. In der Reichspogromnacht wurde die Synagoge in der Umstraße in Brand gesetzt.[6] Am 10. Dezember 1941 wurden 124 Juden aus dem Kreisgebiet in Kempen in Güterwaggons verbracht und nach Riga deportiert.[7]
In den Kriegsjahren 1943–1945 erlitt Kempen mehrere Bombenangriffe, z. B. am 2./3. Oktober 1942,[8] am 21./22. Juni 1943 und am 8. November 1944. Ziel war unter anderem der Bahnhof bzw. die Bahngleise des Eisenbahnknotenpunktes. Am 10. Februar 1945 starben bei einem Luftangriff von A-26-Bombern 90 Menschen.[9] Am 2. März 1945 warfen Flugzeuge einige Bomben ins Zentrum.[10]; am Morgen des 3. März rückten US-Truppen in Kempen ein.[11]
Von 1966 an wurde die historische Altstadt umfassend saniert. Durch die Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen kamen am 1. Januar 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Schmalbroich, St. Hubert und Tönisberg zu Kempen. Von 1970 bis 1974 gehörte auch der heutige Krefelder Stadtteil Hüls zu Kempen.[12] Dessen Umgliederung nach Krefeld wurde vom Bundesverfassungsgericht bestätigt.
Mit der Kreisreform verlor Kempen am 1. Januar 1975 nach mehr als 150 Jahren den Kreissitz an Viersen. Im Jahr 1994 feierte Kempen sein 700-jähriges Stadtjubiläum.
Der im Stadtteil Tönisberg befindliche Schacht 4[13] der Zeche Niederberg[14] diente zuletzt als Bewetterungs- und Materialschacht.[15] Der Zechenturm steht seit 2015 unter Denkmalschutz; das Fördergerüst ist das letzte in Kastenbauweise ausgeführte Gerüst, das in Nordrhein-Westfalen noch besteht. Das 2002 eröffnete Antragsverfahren hierzu war umstritten, da die Stadt selbst sich aufgrund des Umstandes, dass in Tönisberg nie Kohle gefördert worden war, nicht als Bergbaustadt sieht.[16]
Das Stadtarchiv Kempen (plus Kreisarchiv Viersen) ist in der Kempener Burg und öffentlich zugänglich.[17]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die von 1396 bis 1400 auf Betreiben des Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden errichtete kurkölnische Landesburg (Umwandlung zum Schloss durch Einbau großer Fenster 1634) stellt mit ihren drei Türmen in einem Park mit hohen, alten Edelkastanienbäumen eines der Wahrzeichen der Stadt dar. Aktuell beherbergt die Burg unter anderem das Kreis- und Stadtarchiv und ist innen nicht touristisch begehbar.
Den Kern der erst in den letzten Jahrzehnten erheblich erweiterten Stadt bildet die konzentrische historische Altstadt, die früher von einem noch größtenteils erhaltenen Wall und Graben umschlossen wurde. Heutige Straßenbezeichnungen mit den Endungen „-wall“ bzw. „-graben“ deuten auf diese Vergangenheit hin. Nach einer grundlegenden Neuorientierung in den 1970er Jahren gilt Kempen als gelungenes Beispiel einer Altstadtsanierung. Seitdem sind die Gassen mit ihren zum Teil sehr schönen alten Bürger- und Fachwerkhäusern weitgehend als Fußgängerzone ausgewiesen und laden zum stimmungsvollen Bummeln ein. Insbesondere der Buttermarkt, der alte Marktplatz der Stadt, reizt zum Verweilen in den Straßencafés. Die Skulptur „Kappesbauern“ gilt als Meisterwerk.
Kirchen
Den weithin sichtbaren Mittelpunkt der Stadt bildet die Propsteikirche St. Marien. Sie beherbergt bedeutende historische Schnitzarbeiten, drei Antwerpener Retabel und Gemälde.
Das ehemalige Franziskanerkloster Kempen, ursprünglich 1627 bis 1630 errichtet, in seiner heutigen äußeren Form 1746 bis 1748, diente nach der Vertreibung der Minderbrüder 1802 als Lazarett, Lehrerseminar, Gymnasium, Finanzamt und Kreisverwaltung. Heute beherbergt es das städtische Kramer-Museum, die Stadtbibliothek und das Thomas-Archiv. Es ist verbunden mit der angrenzenden Paterskirche (fertiggestellt 1640), der größten Saalkirche am Niederrhein. Seit 1979 – obwohl als Kirche nicht grundsätzlich aufgegeben – wird sie als Museum für niederrheinische Sakralkunst und vor allem als Konzertstätte genutzt.
Die an den Buttermarkt angrenzende Heilig-Geist-Kapelle, erbaut 1421 als Kapelle des Hospitales, erlebte in ihren Nutzungen ein wechselvolles Schicksal und wurde 2005 zu einer religiösen Buchhandlung umgewidmet.
Weiteres
Die Turmmühle (erbaut 1481) ist Teil der Stadtmauer und wurde bei ihrer Restaurierung wieder mit Windmühlenflügeln versehen. Das Kuhtor, erbaut um 1350, bildet den Zugang zur Altstadt von Norden her. Von der südlichen Stadtbefestigung ist der Peterturm (errichtet Ende des 15. Jahrh.), ein Teil des früheren stark gesicherten Petertores, erhalten.
Sehenswert in den anderen Stadtteilen sind vor allem der Berfes, ein bäuerlicher Fachwerk-Wehrturm in St. Hubert, die Bockwindmühle in Tönisberg und die Rittersitze Haus Velde und Haus Steinfunder in Schmalbroich. Unmittelbar südlich der Stadt befindet sich die romanische Kapelle St. Peter.
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Kempen, Kurkölnische Landesburg
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Mundart
In Kempen „kallt“ man „Kemp`sch Platt“ (im Ortsteil St. Hubert heißt es „Hüppersch Plott“ und in Tönisberg „Berger Platt“). Die Stadt Kempen liegt mit ihren Ortsteilen im Niederländischen Sprachraum nördlich der sogenannten Benrather Linie (mit der maache-maake-Unterscheidung), die das südliche Mittelfränkische (auch Ripuarisch genannt) vom nördlichen Niederländischen abgrenzt. Des Weiteren liegt Kempen nördlich einer weiteren, der Uerdinger Mundartlinie, die sich vom Rhein über Traar, an Hüls vorbei nach Kempen und Venlo zieht. Diese Uerdinger Linie (auch ek-ech-Grenze genannt) grenzt das Südniederfränkische (das z. B. in Uerdingen und Krefeld gesprochen wird) vom Nordniederfränkischen ab, das z. B. in Hüls (siehe Hölsch Plott) und Kempen sowie den nördlich davon liegenden Orten des Niederrheins gesprochen wird.
Einer der Hauptunterschiede ist die Aussprache des Personalpronomenes „ich“, das im Südniederfränkischen als „ech“ oder „isch“ gesprochen wird, im Nordniederfränkischen aber als „ek“ oder „eck“. Auch das Wörtchen „auch“ wird unterschiedlich ausgesprochen, nämlich als „ook“ im Norden und als „ooch“ weiter südlich. Auch das Verb „haben“ wird unterschiedlich gesprochen: in Kempen sagt man z. B. „we häbbe“. Weiter südlich heißt es „wir hant“.
Auch wenn die Mundart auf dem Rückzug ist, so wird Kempener Platt zu Karneval, auf Mundartabenden und in Vereinen (VN) gepflegt. Auch gibt es eine reichhaltige Mundart-Literatur (u. a. „Min Kempe“ von Wilhelm Grobben; sowie diverse Veröffentlichungen und Bücher des aus St. Hubert stammenden Autors Jupp Pasch). Eine interessante Mundart-Quelle ist auch eine privat betriebene Webseite „min-kempe“.
Wappen und Banner
Blasonierung: „Geviert von Silber, Blau, Rot und Silber durch ein durchgehendes schwarzes Balkenkreuz, in 1 ein Paar sich seitlich an den kreuzartigen Griffen berührende blaue Schlüssel mit nach außen gewandten Bärten, in 2 ein ungesichteter zunehmender goldener Halbmond, links begleitet von einem sechsstrahligen goldenen Stern.“
Das älteste Stadtsiegel von 1305 zeigt bereits die Mondsichel mit Stern sowie zwei gegeneinander gekehrte Schlüssel. Das Stadtwappen erscheint erstmals 1486 auf der Rückseite des Zelebrantenstuhles in der Pfarrkirche. Das schwarze Kreuz symbolisiert die Landesherrschaft des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten, die Schlüssel gehören dem heiligen Petrus, bei Mond und Sichel handelt es sich um Symbole der heiligen Maria (Schutzpatronin der Pfarrkirche). Die Farben schwarz und weiß bzw. silber stammen aus dem Wappen des früheren Landesherrn, rot und blau sind die Marienfarben.[23]
Das Banner zeigt die Farben blau-rot im Verhältnis 1 : 1 längsgestreift mit dem Wappen im Schild etwas oberhalb der Mitte. Für den allgemeinen Gebrauch darf auch eine Flagge ohne Wappenschild geführt werden.[24]
Quelle: Wikipedia